Woldegk 29.06.1764 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Zwischen 13 und 14 Uhr richtete der Tornado auf einer 30 Kilometer langen Bahn teilweise unglaubliche Schäden an. Es ist einer von zwei bisher bekannten F5-Tornados und der stärkste bekannte Tornado überhaupt in Deutschland. Auf einem Feld wurden die Baumstümpfe von zuvor gefällten Bäumen aus der Erde gerissen und verfrachtet. Die Zugbahn verlief vom Startpunkt ca. 2 km südlich von Feldberg, dann sehr dicht westlich an Feldberg vorbei, über den Haussee, dann östlich an Schlicht vorbei, weiter über Lichtenberg, dicht östlich an Neugarten vorbei, östlich an Hinrichshagen vorbei, dann nach Canzow bis nach Helpt (nördlich von Woldegk). Dazu liegen Hinweise vor, dass der Tornado bis nach Rattey (7-8 km nördlich von Helpt) weitergezogen ist. (Quelle: G. B. Genzmer, Beschreibung des Orcans, welcher den 29ten Jun. 1764 einen Strich von etlichen Meilen im Stargardischen Kreise des Herzogthums Mecklenburg gewaltig verüstet hat, Berlin und Stettin, 1765)

Woldegk 1
Bildquelle: Quelle: G. B. Genzmer, Beschreibung des Orcans, welcher den 29ten Jun. 1764 einen Strich von etlichen Meilen im Stargardischen Kreise des Herzogthums Mecklenburg gewaltig verüstet hat, Berlin und Stettin, 1765
Aus den Briefen von G. B. Genzmer: "Ein eichener Stümmel, drey Fuß mit den Wurzeln hoch, und zween Fuß im Durchmesser dick, der hart an dem südlichen Thorwege auf den Wurzeln aufgerichtet stund, mag nebst andern ähnlichen Stümmeln die dritte Probe abgeben. Dieser machete mich besonders aufmerksam, zumal da ich auf meine gethane Anfrage erfuhr, daß derselbe gleichfalls nicht durch Menschenhände dahin gestellet worden sey. Ich konnte bey mehr als dreyßig Schritten rings um her dessen Standort, oder das Loch, worinnen er mit seinen Wurzeln gestecket hatte, nicht vorfinden. Alle in meine Verwunderung darüber ward bald hernach, ich weiß nicht ob verringert, oder vergrößert, als ich auf dem nahe dabey, der Meyerey gegen Westen gelegenen Acker, der vorher Waldung gewesen, und vor einigen Jahren bey Gelegenheit einer dort angelegten Glashütte durch Ausrottung und Verwüstung des Waldes urbar gemachet worden, weit mehrere dergleichen, und noch dickere ausgerissene eichene Stümmel hin und wieder, theils liegend, theils auf den Wurzeln stehend antraf, die wie ausgezogene Backenzähne, - Si fas est, magna componere paruis. - auf dem Tische eines Marktschreyers ohne Ordnung herumlagen. Einer davon, der vier Fuß im Durchschnitte enthält, ist etwas weiter gegen Süden eben so behandelt, und auf den Wurzeln wieder aufrecht hingestellet worden; ohngeachtet ihn sechs Mann gewiß nicht würden aus der Erde herausgehoben haben, wenn sie auch selbige vorher rings herum weggegraben hätten. Wer dabey bedenket, daß solche abgehauene Stümmel höchstens nur einen Fuß hoch aus der Erde hervorragen; wie tief die Eichen mit ihren Wurzeln in der Erde zu stecken pflegen; wie fest sie folglich stehen müssen, und wie wenigen Ansatz der Wind an solchen kurzen runden Stämmen habe nehmen können: der wird diesen Umstand, nebst den beyden folgenden, als die stärkesten Proben der ganz ausserordentlichen Gewalt dieses Windwirbels ansehen und gelten lassen müssen.

Ja so gar die Feldsteine haben vor diesem Orcane in ihrem längstverjährten Lagerstätten keine ungestöhrte Ruhe behalten können, und diese mögen den Beschluß dieses Briefes machen. Es ist nämlich das lichtenbergische Feld sonder Zweifel die steinreichste Gegend von der ganzen Welt; daher denn auch der Windwirbel auf seinem Striche viel angetroffen, von welchen er einige, von einem Cubicfusse körperlichen Inhaltes und drüber, aus ihren Lagern gehoben, und zuweilen etliche Schritte weit fort gewälzet hat. Ja so gar hat er sich an einen großen breiten, und einen halben Mann hoch aus der Erde gleich einem cippo hervorragenden Stein, auf dem Felde bey Helpte gemacht, ihn auf seiner breiten Seite gefasset, und in seinem Lager etwas fortgedränget und nordwärts umgebogen, so daß man die Hand in die Quere in die daher entstandene Kluft zwischen den Stein und das Erdereich hineinstecken kann." (Quelle: G. B. Genzmer, Beschreibung des Orcans, welcher den 29ten Jun. 1764 einen Strich von etlichen Meilen im Stargardischen Kreise des Herzogthums Mecklenburg gewaltig verüstet hat, Berlin und Stettin, 1765)



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