Elbingerode 20.07.2019 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: zwischen 19:50 und 20:00 Uhr MESZ. Torsten Stein untersuchte die Schäden vor Ort: "Im Bereich Königshütte über Elbingerode trat ein Starkwindereignis auf kleinen Raum auf, ein sogenannter Microburst von etwa 50 bis 80m Breite mit bis zu 110 km/h und Gewitterböen bei 70 bis 90 km/h. Kurz vor Eggenröder Brunnen bildete sich aus der bereits mit kleinräumigen Rotationen versetzten Gewitterzelle ein Funnel, welcher kurz vor Brunnen eine Anhöhe streifte und eine Baumgruppe regelreicht rasierte und im weiteren Verlauf innerhalb der Ortschaft mehrere gesunde und stabile Bäume mit bis zu 60cm die Krone abdrehte und an anderen einzelne Äste ebenfalls regelrecht aus dem Stamm drehte und diese bis zu 30 Meter verfrachtete. Im weiteren Verlauf einer Anhöhe am Ostrand von Eggeröder Brunnen waren kaum noch Schäden festzustellen, auch im Bereich von West-Blankenburg, insbesondere der Michaelsteiner Straße, waren wohl starke Gewitterböen die Ursache der dortigen Vegetationsschäden. Also Ausschließlich in Eggeröder Brunnen - Ich habe mit dem Ortsvorsteher gesprochen, er hat auf die Frage, was er gesehen hat, einen Schlauch von etwa 10 bis 15m beobachtet, welcher Laub und Äste mitführte und mehrere Äste hat er nicht nur einmal gesehen. Es war ein Geräusch wie ein angreifender Bienenschwarm, ein Summen, nur so laut, dass man nicht mal das Holz brechen hörte. Verlagerung und Abwürfe zum Teil auch in die GegenRichtung aber eben nur in Eggenröder Brunnen und die Verfrachtung war auch nicht nur in die Zugrichtung, es waren auch Verfrachtungen entgegen der Zugrichung bzw. rund um Bruchstellen zu finden. Ein Baum wurde über der Wurzel abgedreht und über den daneben stehenden Zaun gehoben, ohne diesen zu beschädigen, er lag einfach auf der Wiese ca in 45° zur Zugrichung. Das ganze dauerte 10 Sekunden dann war alles vorbei, wörtlich vom Ortsvorsteher, der draußen stand und den Wirbel gesehen hat, die Häuser haben fast alle Teiche, einer davon mit viel Schilf, das wurde alles zerwirbelt, rausgerissen und der Rest war regelrecht ins Wasser gedrückt."

Aus einer Meldung der Volksstimme vom 21.07.2019: "Gewitter tobt über den Oberharz - Blankenburg/Elbingerode: Umgestürzte Bäume, abgerissene Stromleitungen, lose Dachziegel – ein Unwetter hat am Samstagabend eine Schneise der Verwüstung von Königshütte über Elbingerode und Eggeröder Brunnen bis nach Blankenburg gezogen. Augenzeugen berichteten gar von einer Windhose. "Uns wurde bislang kein Tornado gemeldet", antwortete ein Mitarbeiter des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig am Sonntag auf Volksstimme-Anfrage. Doch die Wetterlage hätte die Bildung von rotierenden Trichterwolken zugelassen. Gegen 19.55 Uhr liefen die ersten Einsätze für die Feuerwehren in Elbingerode, Elend und Hasselfelde auf, informiert Oberharz-Stadtwehrleiter Dirk Rieche. Im gesamten Stadtgebiet wurden an 16 Stellen Schäden gemeldet. Der Schwerpunkt habe dabei in Königshütte und Elbingerode gelegen, wo es allein neun Einsatzorte gab. Die Sturmfront wütete vor allem entlang der Wasserstraße (Bundesstraße 27) bis zum Gebiet um Bleichenkopf und Wolfshagen. Dabei wurden nicht nur Äste von Bäumen abgerissen. Arg betroffen war das Wohnhaus von Joachim Troltenier: Der Wind riss mehrere Ziegel vom Dach. Mittels einer Feuerwehr-Drehleiter konnte das beschädigte Dach repariert werden. Im Oberharz-Ortsteil Elbingerode beschädigte das Unwetter Häuser in einer Schneise von der Wasserstraße bis zum Bleichenkopf/ Wolfshagen. In der Stadt wurden Kameraden der Ortswehren Rübeland, Hasselfelde mit Tanklöschfahrzeug, Benneckenstein mit Einsatzleitwagen und Löschgruppenfahrzeug, Königshütte und Elend zusammen gezogen. Insgesamt waren 75 Feuerwehrleute aus dem Oberharz im Einsatz. [...] Die Blankenburer Brandbekämpfer hievten in der Michaelsteiner Straße und in der Neuen Halberstädter Straße Bäume von der Fahrbahn. Mehrere Bäume fielen dort auch auf Häuser und Autos. Eine Pkw-Fahrerin wurde vom Rettungsdienst versorgt. Im Regensteinsweg spülten die Wassermassen Gullideckel weg und schwemmten in der Herzogstraße Unrat in den Kreuzungsbereich. Bei den Harzerwerken sei es zu einem Dacheinsturz und einem Riss in der Oberleitung gekommen, so dass der Bahnverkehr des Unternehmens vorübergehend eingestellt werden musste. Bis gegen Mitternacht waren etwa 35 Blankenburger Aktive im Einsatz, die zwischenzeitlich Unterstützung von der Kollegen der Feuerwehr Börnecke erhielten, so Beck."

Aus einer Meldung der Volksstimme vom 24.07.2019: "Tornado zieht Schneise durch Harzwald - Nach dem Unwetter im Oberharz und in Blankenburg gibt es Gewissheit. Tatsächlich hat ein Wirbelsturm gewütet - am Eggeröder Brunnen. Elbingerode-l Als Torsten Stein die ringförmig abgeschälten Baumstümpfe und die Schneise abgerissener Äste sieht, ist sich der Experte sicher: "Alles eindeutige Anzeichen für einen Tornado", sagt der Unwetterbeobachter, nachdem er die Schäden des Gewitters vom Samstagabend in der Waldsiedlung Eggeröder Brunnen begutachtet hat. Den kleinen Elbingeröder Ortsteil an der Goldbach-Quelle hat das Unwetter besonders hart getroffen. "Ich habe hier schon einige Stürme, auch Orkan Friederike, erlebt, aber so etwas noch nie", berichtet Detlef Weinrich, der seit mehr als zehn Jahren in der Siedlung wohnt. "Gegen 20 Uhr am Sonnabend habe ich das unheimliche Summen gehört – wie 100 Bienenschwärme", berichtet er. "Der Regen und der Wind kamen aus drei Richtungen, die Fenster meines Hauses waren sofort mit Blättern zugedeckt." Als der Spuk nach geschätzt zehn Sekunden vorbei war, offenbarte sich den Einwohnern der Siedlung das ganze Ausmaß der Verwüstung: "Wir liefen alle auf die Straße, um sicherzugehen, dass niemand verletzt ist." Nur floss ein Sturzbach über die Fahrbahn, die unter Bergen von Laub, Zweigen und Ästen verschwunden war – genau wie die Gärten. "Einigen Häuser stand das Gestrüpp bis zum Dach", so Weinrich. Mehrere Autos, Fenster und Dächer seien von umherwirbelndem Holz beschädigt worden. Schubkarren und eine Hollywood-Schaukel flogen meterweit. "Zum Glück wurde niemand verletzt", sagt der Bewohner der beschaulichen Siedlung am Rande des Trecktals. Nach dieser Zeugenaussage, die er minutiös in seinem Protokoll aufzeichnet, ist sich Torsten Stein sicher: "Wir müssen von Windgeschwindigkeiten von 150 bis 180 Kilometern pro Stunde ausgehen", sagt der Bernburger. Seit 2010 ist der geprüfte Spotter für den Verein Skywarn unterwegs, der eng mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zusammen arbeitet. "Aber solch ein Schadensbild ist außergewöhnlich", schätzt der regionale Ansprechpartner des Vereins für Nord-Anhalt und den Harz ein. Als solcher hat der 43-Jährige Zugriff auf detaillierte Wetter-Karten vom DWD. "Das Radarbild zeigt für die fragliche Zeit viele kleine Rotationen und ein starkes Regengebiet, die von Königshütte über Elbingerode und Eggeröder Brunnen Richtung Blankenburg zogen", erläutert der passionierte Wetterbeobachter. Als sie durch die Waldsiedlung raste, müsste die Windhose etwa zehn bis 20 Meter breit gewesen sein. Kurz vor dem Ort müsse die Trichterwolke "auf jeden Fall Bodenkontakt gehabt haben", schätzt Stein. Eine "regelrecht rasierte Baumgruppe" auf einer Anhöhe deute darauf hin. Ein Großteil der Schäden am Eggeröder Brunnen liege jedoch in acht bis zehn Metern Höhe [...] Für Elbingerode, wo die Gewitterzelle ebenfalls stark wütete und die Aufräumarbeiten am Alten- und Pflegeheim Bleichenkopf am Dienstag noch andauerten, geht der Unwetter-Experte dagegen nicht von einem Wirbelsturm aus. "Die herumliegenden Äste wurden gerade von den Bäumen abgerissen, nicht verdreht", so Torsten Stein. Stattdessen deuteten die Schäden auf einen 50 bis 80 Meter breiten Microburst hin – so nennen Meteorologen schwere Fallböen. "Diese Winde werden häufig mit Tornados verwechselt, können auch kleinräumig auftreten", erläutert das Skywarn-Mitglied. Anhand der Schäden – einige herabgestürzte Dachziegel und abgerissene Äste von Bäumen – "schätze ich, dass die Geschwindigkeit bei rund 80 bis 110 Kilometern pro Stunde lag." In der Michaelsteiner Straße in Blankenburg seien wohl ebenfalls starke Gewitterböen die Ursache der Vegetationsschäden. Die Ergebnisse seiner Untersuchung könnten vor allem für die Sturm-Geschädigten wertvoll sein, die auf Schadensersatz von ihren Versicherungen hoffen, so Spotter Stein. Bei dem Unwetter am Samstagabend waren mehr als 100 Feuerwehrleute aus Blankenburg und der Stadt Oberharz am Brocken im Einsatz. Die Brandschützer mussten an rund 30 Einsatzstellen Dächer reparieren und abgerissene Äste beseitigen – neun davon allein in Elbingerode. Wernigerode kam bei dem Gewitter glimpflich davon."

Noch der Bericht eines Anwohners: "Wir wohnen direkt am westlichen Ortsteingang von Elbingerode (gegenüber der Tanksstelle in der kleinen Siedlung, bekommen also alles Wetter aus erster Hand direkt über die große Wiese hinter der Siedlung. Ich merkte plötzlich, dass der Baum vor unserem Haus hin und her geschüttelt wurde. Als ich auf der anderen Hauseite in den Garten schaute, lag da unser Strandkorb etwa 10-12 m Richtung Haus getragen und dabei völlig zerlegt. Er steht sonst sonst auf der Plattform am Rand zur Wiese. Und als ich gegen 21 Uhr meine Frau vom Dienst im Krankenhaus abholte, bot sich das andere Bild: Zwei Bäume rechts und links waren in die Mitte der Einfahrt zu unserer Siedlung gefallen. In der Parallelstr. Roter Weg waren an mehrern Bäumen große Äste abgerissen. Man hatte den Eindruck, dass es nur eine schmale Schneise war, die das alles verursachte."

Elbingerode Schäden 1
Elbingerode Schäden 2
© by Matthias Schüler


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