Lashorst 01.02.2023 | von Thomas Sävert |
![]() (Quelle: Open Street Map) |
Übersicht zum Tornado: Zeitpunkt: vermutlich gegen 15:45 Uhr MEZ. Am Nachmittag zog eine Linie mit Graupelgewittern von Nordwest nach Südost über den Kreis Minden-Lübbecke hinweg. Während an den umliegenden Wetterstationen Windgeschwindigkeiten um 60-70 km/h gemessen wurden, traten in der Nähe der Stadt Preußisch Oldendorf lokal eng begrenzt deutlich höhere Windgeschwindigkeiten auf und sorgten "schneisenartig" für umgestürzte Bäume und größere Beschädigungen an Dächern. Der betroffene Bereich ist mindestens 3,5 Kilometer lang. Aus einer Meldung des Westfalen-Blatts vom 02.02.2023: "Preußisch Oldendorf: Heftige Windböe fegt durch Kanaldörfer - Preußisch Oldendorf. Eine heftige Windböe ist am Mittwochabend durch die Preußisch Oldendorfer Kanaldörfer gefegt. In ihrer Schneise hinterließ sie mehrere abgeknickte Bäume, beschädigte Hausdächer und ein Auto, auf das ein Baum gefallen war. Die Feuerwehr ist am Mittwochabend wegen einer heftigen Windböe in den Kanaldörfern ausgerückt. Zum Beispiel in Lashorst wurden Bäume umgeweht und Hausdächer beschädigt. Ein Baum fiel auf ein Auto. "Es kam wie aus dem Nichts. Es war wohl eine starke Böe oder Windhose. Plötzlich trafen parallel es mehrere Alarmierungen bei uns ein", sagte auf Anfrage dieser Zeitung Markus Vortmeyer aus Börninghausen, der an diesem Abend Kommandodienst hatte und Einsatzleiter am anderen Ende von Preußisch Oldendorf hatte. [...]" - Weiter aus einer Meldung des Westfalen-Blatts vom 03.02.2023: "Wind wirft 60 Bäume um - Straßen in Niederheide weiter gesperrt. Tornadoverdacht: Schneise der Verwüstung in Preußisch Oldendorf. Preußisch Oldendorf. Was am Mittwochnachmittag eine schmale Schneise der Verwüstung durch Teile von Getmold, Lashorst und Hedem gezogen hat, könnte durchaus ein Tornado gewesen sein. Es ist auf jeden Fall ein Tornadoverdachtsfall, erklärte der heimische Meteorologe Friedrich Föst auf Nachfrage dieser Zeitung. Nahe der Windräder in der Niederheide in Getmold hat der heftige Wind einen regelrechte Schneise in Nadelbaumgehöz gemäht. Es gebe zahlreiche Anzeichen, die darauf hindeuten, sagte der Experte. "Vor allem der scharf abgegrenzte Streifen an Schäden weist darauf hin, dass es ein Tornado gewesen sein könnte", sagte Föst. Auch das Schadenbild mit teilweise abgedeckten Dächern und abgeknickten jungen Bäumen weise darauf hin: "Da ist schon ein ordentlicher Wumms hinter gewesen." [...]" - Bericht von Hendrik Sass: "Ein betroffener Anwohner berichtet, dass das Ereignis nur circa 45 Sekunden gedauert habe. Eine Überwachungskamera soll Teile des Ereignisses aufgezeichnet haben, bis die Wände des Carports, in dem sich die Kamera befand, wegflogen (und 500-600 Meter weit verfrachtet wurden). Aus Harlinghausen berichtet ein Zeuge von einem entlangziehenden "schwarzen Streifen" bei Getmold. Dazu ein Auszug aus dem Westfalen-Blatt: "Bei uns am Bauhof in Harlinghausen war alles ruhig. Aber in Richtung Getmold konnte man sehen, wie ein regelrechter schwarzer Streifen entlangzog." Auf den Bildern des zerstören Nadelgehölzes scheinen teils entgegengesetzte Fallrichtungen ersichtlich." - Von einem Tornado ist nach der Analyse der Schäden auszugehen. Die Schneise ist mindestens 5,3 km lang. Die maximale Schneisenbreite beträgt mindestens 300 m. Im Bereich des 1. sichtbaren Schadens waren es bereits ca. 100 m, am Ende nach Berichten der Anwohner mindestens 200 m. |
![]() Ein Kiefernwäldchen nordwestlich von Lashorst war besonders betroffen. Das Foto zeigt den zerstörten Waldrand, Schneisenbreite etwa 250 Meter. |
![]() Die Randbäume sind stehen geblieben, aber in der Krone weitgehend zerstört worden. |
![]() Der innere Bereich des Kieferstreifens wurde komplett entwurzelt. |
![]() Auszug aus eienm Video der Schäden. |
![]() Auszug aus eienm Video der Schäden. |
Video: Waldschäden nordwestlich von Lashorst (ca. 15.7 MB) |
![]() Am Ostrand des Wäldchens sind deutlich die Verfrachtungsspuren zu sehen. Eine gebrochene Kiefer wurde hier mehr oder weniger als ganzer Baum gut 20 Meter weit verfrachtet. |
![]() F2-Schaden am westlichen Waldrand. |
![]() F2-Schaden am westlichen Waldrand. Die Fichten waren zwar durch Borkenkäfer geschädigt, aber im Holz noch völlig gesund und daher sogar sturmfester in Bezug auf den Stamm, weil die Kronenangriffsfläche gegenüber einem vitalen Baum verringert ist. |
© by Martin Hubrig
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Luftaufnahmen der Vegetationsschäden: Am Sonntag, den 05.02.2023, entstanden folgende Luftaufnahmen von dem kleinen Waldstück und den Baumreihen davor. Man sieht im ersten Bild auch die beiden betroffenen Windenergieanlagen. |
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© by Jörg Ölsner
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Windpark Niederheide![]() (Quelle: Open Street Map) |
Der Tornado traf zunächst den seit 2014 in Betrieb befindlichen Windpark Niederheide, nordwestlich von Lashorst, sehr nahe der Grenze zu Niedersachsen. Hier stehen von West nach Ost zunächst drei Anlagen, von denen die östliche zum betreffenden Zeitpunkt einen Windwert von 38,8 m/s, entsprechend 140 km/h meldete. Mit etwas Abstand folgen zwei weitere Anlagen, in deren unmittelbarerer Umgebung auch am Boden markante Vegetationsschäden entlang der kleinen Straßen auftraten. Die östlichste Windenergieanlage (Anlage 5) befindet sich dabei nur etwa 240 Meter westlich des zerstörten Waldstücks. Hier wurde ein Spitzenwert von 56,3 m/s, entsprechend 202,7 km/h gemessen, an der westlicheren der beiden Anlagen (Anlage 3) ein Spitzenwert von 56,8 m/s, entsprechend 204,5 km/h. Der Windmesser befindet sich jeweils in etwa 101 Meter über dem Grund auf einem Gestell auf dem Dach der Gondel, etwa zwei Meter über der in 99 Meter Höhe befindlichen Nabe. Daten zur Windrichtung werden an diesen Anlagen nicht aufgezeichnet, lediglich die Gondelposition wird festgehalten. Diese verändert sich allerdings nur mit Verzögerung, sodass die Winddrehung durch den Tornado daran nicht feststellbar ist. Beide Anlagen gingen mit einer Störungsmeldung außer Betrieb. Bei der einen Anlage schlug der Geräuschsensor an, bei der anderen drehte sich ein Blatt über die Endposition hinaus ein. Nachdem die Straßen frei waren, war eine Entstörung am nächsten Tag möglich. Zu wirklichen Schäden ist es nicht gekommen.
Quelle: Windconcept GmbH, technische Betriebsführung |
Bericht von Friedrich Föst: "Ich bin heute losgefahren und habe mir ein Bild vom Schadensausmaß des mutmaßlichen Tornados in Pr.Oldendorf vom 01.02.23 gemacht. Genau genommen wurden Teile der Dörfer Getmold und Lashorst (gehören beide zur Stadt Pr.Oldendorf, sind davon aber einige Kilometer entfernt) getroffen. Dazu ein paar Erläuterungen: Richtig ist, dass es sich um die Zelle handelt, die gegen 15.45 Uhr durchgezogen ist. Es gibt zwei Gebiete, die massivere Schäden aufweisen: Das eine nordwestlich des Mittellandkanals, das zweite am bzw. südöstlich des Kanals. In der Tat findet sich zwischen den beiden massiver betroffenen Gebieten ein Bereich, in dem außer ein paar wenigen abgeknickten Ästen keine Schäden zu verzeichnen sind. In dem zweiten Gebiet wurden wenige, dafür aber alte Bäume entwurzelt, hauptsächlich entstanden hier aber Gebäudeschäden. Dabei wurden Dächer teilweise, aber nicht vollständig abgedeckt (waren schon wieder repariert), auch eine Hütte aus Wellblech hatte es zerlegt und laut Augenzeugen 500 bis 600 Meter fortgetragen. Im ersten Gebiet gab es massive Vegetationsschäden in einem Waldstück und an einer Allee. Der hauptsächlich aus Kiefern bestehende Baumbestand in dem Waldstück wurde vollständig vernichtet. In der Mitte des Waldes befinden sich junge Birken, deren verbogene Spitzen aber ein ähnliches Bild wie die am Boden liegenden Kiefern zeigen. Es zeigt sich ein nahezu kongruentes Wurfbild. Nördlich des Waldes (Straße Niederheide) und auch in einem östlich angrenzenden kleinen, aber alten Eichenwald wurden einzelne Bäume abgeknickt/umgeworfen, ausnahmslos mit Wurfrichtung Süden, eher sogar Süd-Südwest. Ein ähnliches Wurfmuster findet sich an einer Baumallee der Straße "Am Schierfeld". Nördöstlich bzw. südwestlich davon stehen noch alle Alleebäume. Zeugen berichten, dass "die Hagelkörner erst aus der einen, dann aus der anderen Richtung kamen". Auch der Betroffene, dem die Wellblechhütte weggeflogen ist, spricht von "wirbelartigem Wind", der über sein Anwesen gezogen ist. Die Zeugen berichten, dass das gesamte Ereignis 45 Sekunden gedauert hat." |
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© by Friedrich Föst
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