K1) Wie unterscheiden sich Tornados von tropischen Wirbelstürmen?

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Während tropische Wirbelstürme und Tornados beides Wirbel in der Atmosphäre sind, haben sie sonst wenig gemeinsam. Tornados weisen einen Durchmesser von wenigen Metern bis einigen hundert Metern auf und werden von einer einzigen Schauer- oder Gewitterzelle erzeugt. Ein tropischer Wirbelsturm weist dagegen einen Durchmesser von mehreren hundert Kilometern auf und besteht aus vielen dutzend Schauer- und Gewitterzellen. Während Tornados erhebliche vertikale Windscherung (Änderung der Windrichtung und/oder Windgeschwindigkeit mit der Höhe) voraussetzen, bilden und verstärken sich tropische Wirbelstürme nur bei geringer Scherung (unter 10 m/s oder 20 Knoten oder 23 mph). Tornados können sich auch in Regionen mit erheblichen Temperaturunterschieden bilden, während die horizontalen Temperaturgegensätze im Bereich von Hurrikanen nahe Null sind. Tornados treten überwiegend über dem Land auf, das von der Sonne erwärmt wird und über dem sich starke Schauer und Gewitter bilden, sie können aber auch über dem Wasser entstehen. Im Gegensatz dazu sind tropische Wirbelstürme ein reines Ozeanphänomen, sie sterben über Land wegen des fehlenden Feuchtenachschubes rasch ab. Außerdem sind tropische Wirbelstürme meist tagelang, manchmal sogar über Wochen aktiv, während sich Tornados meist nur einige Minuten halten.

Ein interessanter Aspekt ist, dass tropische Wirbelstürme beim Landgang oft günstige Bedingungen zur Entstehung von Tornados hervorrufen. Wenn ein Hurrikan an Land geht und sich abzuschwächen beginnt, dann lässt der Wind am Boden rascher nach als in höheren Schichten, z.B. in 1,5 Kilometer Höhe. Dadurch baut sich sehr starke vertikale Windscherung (Änderung des Windes mit der Höhe) auf, die zusammen mit feuchtwarmer Luft vor allem auf der rechten Seite der Zugbahn die notwenigen Bedingungen für die Tornadoentstehung schafft. Auf der Südhalbkugel treten diese günstigen Bedingungen entsprechend auf der linken Seite der Zugbahn auf, da sich hier die tropischen Wirbelstürme im Uhrzeigersinn drehen (Novlan and Gray 1974)